Flügel

Interview mit Frau Martin

Maria hat Frau Martin besucht und ihr ein paar Fragen zu ihrem Verein und zum Thema Dysmelie gestellt.

Für was steht ihr Verein?

„Unser Verein wurde 2008 gegründet, mit der Absicht, Kontakte herzustellen, Informationen anzubieten, zwischenmenschliche Kontakte herzustellen. Zwischen Eltern und natürlich auch erwachsenen Selbstbetroffenen. Dass man die Möglichkeit hat, sich auszutauschen. Als Kind hatte ich nicht die Möglichkeit, das zu tun und das war schon eine große Lücke. Durch das Internet ist heute Gott sei Dank alles viel einfacher in dieser Beziehung. Es entstehen Kontakte, es entstehen Freundschaften. Auch für die Kinder ist es ganz wichtig zu wissen, dass sie nicht allein gelassen sind. Und dass es auch andere Kinder gibt, die mit fehlenden Fingern oder fehlenden Gliedmaßen geboren worden sind. Diese Kontaktpflege wird natürlich beim Sommerfest am Meisten zelebriert, jedes Jahr. Mit Hüpfburg, Tombola etc. Das macht einen Riesenspaß! Es ist viel Arbeit mit der Organisation, aber es lohnt sich.“

Wie steht ihr zum Thema Prothesen?

„Das Thema Prothesen wird natürlich ganz unterschiedlich gehandhabt. Es kommt darauf an, ob es für manche ein Hilfsmittel ist. Zum Beispiel beim Fahrradfahren ist es praktischer, wenn man besser auf dem Fahrrad sitzt. Man hat durch die Prothese auch mehr Halt. Beziehungsweise gibt es auch die Möglichkeit, eine Verlängerung vom Lenker zu machen, sodass man eben besser auf dem Fahrrad sitzt. Das ist für viele ganz wichtig: Die Prothese zu benutzen als Hilfsmittel. Wenn man es braucht. Ich persönlich konnte mich nie mit Prothesen anfreunden. Es ist für mich immer eine Behinderung gewesen. Das muss aber jeder für sich selbst entscheiden. Ausprobieren, wie es funktioniert. Nur für die Außenwelt sieht es immer so aus, als wäre die Welt in Ordnung mit einer Prothese. Es ist alles gut, aber es ist ein Hilfsmittel. Es ist eine künstliche Gliedmaße, die mir das haptische nicht gibt. Das heißt, ich selbst fühl mich durch eine Prothese behindert. Aber wie ich schon sagte: Es muss jeder für sich ausprobieren und entscheiden. Es geht ja auch manchmal darum die Prothese zu tragen, um den Blicken auszuweichen. Der große Unterschied besteht darin, eine Arm- oder eine Beinprothese zu haben, denn laufen können muss man. Aber die Meisten bevorzugen ohne Prothese mit der Hand zu arbeiten. Weil eben, wie ich schon vorher sagte, das Haptische nicht gegeben ist. Die Prothese kann nicht fühlen.“

Wie wichtig sind Spenden für Sie und den Verein?

„Überaus wichtig. Weil wir sonst nicht die Aktionen machen könnten, die wir machen. Wir haben einiges in Planung und in Arbeit. Und da sind Spenden natürlich unerlässlich.“

Welche Rolle spielen die Spenden von milouwings® für Sie?

„Natürlich auch eine große Rolle. Wie ich schon eingangs sagte. Ohne Spenden können wir überhaupt nichts bewegen. Geld regiert die Welt und ohne Geld läuft nichts. Und da bedanke ich mich nochmal ganz herzlich dafür, dass wir schon einiges damit machen konnten.“

Wussten Sie, dass wir seit Beginn der Firma bereits fast 10.000 Euro gespendet haben? Wofür verwenden Sie das Geld?

„Einmal wäre da der Herr Anders, unser Sommerfest mit Preisen und Veröffentlichungen, um unsere Behinderung bekannter zu machen. Es fallen natürlich auch Fahrtkosten und Übernachtungskosten an für die Unternehmungen, die wir machen, zum Beispiel nach Berlin. Da war eine Veranstaltung von NAKOS. Das ist eine Stelle für Selbsthilfegruppen. Da ging es darum, wofür stehen die Vereine, die Selbsthilfegruppen. Was kann man machen? Wie sieht die Transparenz aus? Also ganz wichtige Sachen für unseren Verein, die wir wissen müssen. So kann man natürlich auch Kontakte zu anderen Vereinen knüpfen. Und das ist natürlich auch eine Sache, die finanziell geleistet werden muss. Und da kommen die Spenden natürlich sehr hilfreich bei uns an und um immer in Bewegung zu bleiben, auf dem Laufenden, auf dem neuesten Stand. Das braucht natürlich auch Kontakte und Reisen. Beim Homo-Mancus Verlag habe ich ein Buch über die Reisen des Herrn Anders veröffentlicht. Um den Kindern auch die Möglichkeit zu bieten, für sich selbst auch einen Herr Anders zu haben, habe ich über den Verein andere „Anderse“ in Auftrag gegeben. Es wird dann eine ganz große Anders-Familie sein. Durch die Spenden von milouwings® sind wir als Verein in der Lage, diese Produktion machen zu lassen.“

Kennen die Mitglieder des Vereins die milouwings® und wenn ja, wie haben sie darauf reagiert?

„Bei unseren Treffen, die wir haben, wird glaub ich jedes Mal milouwings® erwähnt. Wer es nicht kennt,  hat nicht zugehört. Sandra ist ein großer Fan von milouwings®. Sie kennt das ganz bestimmt. Man kann sagen, ja, die Mitglieder kennen es.“

Was ist für die Zukunft noch geplant? Beziehungsweise, was wünschen Sie sich für die Zukunft von uns und generell vom Verein?

„Geplant, das heißt in Arbeit, sind die Rucksäckchen für die Kinder. Den Stoff habe ich besorgt und auch die Kordeln in verschiedenen Farben. Mit dem Logo von unserer Dysmelie: Eine Blume bei der hier und da was fehlt, aber die trotzdem wunderschön ist. Das wird hoffentlich den Kindern gefallen. Also ich finde es wunderschön, wie die Schneiderin das umgesetzt hat und hoffe, dass ganz viele Menschen das auch so schön finden. Und über unsere fehlenden Sachen hinwegsehen und unsere Schönheit erkennen.“

Was gibt es für rührenden Geschichten, die Sie in den letzten Jahren mitbekommen haben? Wie gehen die Menschen mit einem um?

„Wenn man mit einer Dysmelie geboren wird, entspricht man natürlich nicht der Norm. Die Probleme sind oft die, dass unsere Mitmenschen uns nichts zutrauen. Sie sehen unsere Defizite, aber nicht unsere Möglichkeiten. Das wäre mir ein ganz großer Wunsch: Daran zu arbeiten, dass eben diese Gedanken in den Köpfen der Menschen sich ein bisschen ändern und wir die Möglichkeit bekommen, einfach so zu sein, wie wir sind und nicht wie wir sein sollten. Um das mehr publik zu machen wäre es natürlich eine ganz tolle Sache, wenn die Möglichkeit bestünde, mehr zu veröffentlichen und natürlich auch die finanzielle Unterstützung von unseren Mitmenschen zu haben, um dieses Vorhaben und andere Vorhaben auch in dieser Richtung zu verwirklichen.“